Seit dem Jahre 2000 setzt sich die BUND OG Lörmecketal für den Schutz des heimischen Trinkwassers vor den Gefahren durch den Steinabbau ein. Den Tag des Wassers begehen wir zusammen mit der „Initiative Trinkwasser e.V. Warstein/Kallenhardt“.




In diesem Jahr wurde der Tag des Wassers zusammen mit den Stadtwerken Warstein begangen. An zwei Ständen informierten die Initiative und der BUND über die Besonderheiten unseres Wassers. Es gab einen Vortrag über PFAS, einen Malwettbewerb „Wasser ist wundervoll“, Führungen im Wasserwerk und Infos zum Folgenutzungskonzept Steinabbau. Die ersten Besucher kamen um 9.30h.
WASSERSCHUTZ UND STEINABBAU – Dieser Konflikt lässt sich leicht erklären: Warstein und Kallenhardt verfügen einerseits über ein reichhaltiges Vorkommen an hochwertigem Wasser aus den Tiefen des „Warsteiner Massenkalks“ – und andererseits über immense ebenfalls hochwertige Kalksteinvorkommen, die in den verschiedenen Steinbrüchen abgebaut werden. Das Problem ist nun, dass dieser Abbau in unmittelbarer Nähe zu den beiden Quellen (Hillenberg und Lörmecke) erfolgt und mittlerweile bis an die schwankende Grundwassergrenze vorgedrungen ist und damit unser Trinkwasser gefährdet.
DAS IST NUN DAS DILEMMA: Auf der einen Seite die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, auf der anderen die privatwirtschaftliche Ausbeute des Bodenschatzes Kalkstein.
Ist das ein unvereinbarer Interessengegensatz? An sich nicht, denn die Versorgung der Bevölkerung mit ortsnahen Wasservorkommen hat von Rechts wegen oberste Priorität. Da haben noch so große Unternehmen das Nachsehen.
Hier findet sich der Kern des Konflikts, der über Warstein und Kallenhardt hinaus bundesweit für Aufsehen gesorgt hat (so hat das spektakuläre Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster von 2015 dem Steinabbau erhebliche Grenzen gesetzt). – Ist nun ein Ende des Steinabbaus bei uns in Sicht?

GEFÄHRDET IST UNSER TRINKWASSER sowieso schon länger durch die Arbeit in den Steinbrüchen, vor allem durch die Sprengungen: Die Fließwege des Wassers im Karst können zerstört werden (die Hillenbergquelle II ist ja bekanntlich durch eine Fehlsprengung entstanden!), die Druckverhältnisse im Untergrund ändern sich, es kann zu Verschmutzungen kommen und der Grundwasserspiegel wird gesenkt. Wegen dieser großen Risiken wurden dem Steinabbau Abbaugrenzen gesetzt.
Aber eben diese Tabus möchten die Steinabbaubetriebe brechen. Sie wollen in die Tiefe, denn die Steinvorräte oberhalb reichen nicht mehr lange und die „Unterwelt“ lockt mit großen Steinvorkommen hoher Qualität – graues Gold!
WIE SIND BUND UND INITIATIVE VORGEGANGEN? Im Jahr 2000 startete der BUND eine öffentliche Informationsveranstaltung. Zusammen mit der Initiative Trinkwasser wurde in etlichen Veranstaltungen im gesamten Versorgungsgebiet des Wassers aus der Hillenberg- wie der Lörmeckequelle – entspricht etwa dem Kreisgebiet – über die besondere Qualität des hiesigen Felsenwassers und seine Gefährdung durch den Steinabbau informiert. Auf Druck der Initiative hin hat der Warsteiner Stadtrat sich einstimmig gegen den Tiefenabbau ausgesprochen. Eine Petition an den NRW-Landtag war insofern erfolgreich, als auch der Initiative eine Mitwirkung an der Neugenehmigung des Wasserbezugs durch die Hillenbergquelle eingeräumt wurde. Es gab weiterhin etliche öffentliche Aktionen, vor allem eine große Demonstration zum Schutz des Wassers im März 2010.
KAMPF DER STREITHÄHNE? „Diese verhärteten Fronten! Warum reden die nicht vernünftig miteinander und versuchen, Kompromisse zu finden?“ Immer mal wieder wurde der Wasser/Stein-Konflikt wie ein Kampf von Streithähnen dargestellt, die Stadt hat sogar vor einigen Jahren einen Mediator zur Schlichtung eingesetzt! Dabei wird verkannt, dass es sich hier um einen nachvollziehbaren Gegensatz von Sach-Interessen handelt – was den beabsichtigten Abbau unterhalb der Grundwassergrenzen angeht, ist nun mal kein verantwortbarer Kompromiss denkbar.
EINE KETTE VON PROBLEMEN Nicht nur die Wassergefährdung beschäftigt den BUND und die Initiative. Mit dem Steinabbau in Warstein und Kallenhardt ergibt sich eine ganze Reihe von zusammenhängenden Problemen: Lärm- und Staubbelastung, vor allem eine auffällig hohe Feinstaubbelastung, hohes Verkehrsaufkommen, Sprengschäden, Abbaufehler (bspw. Hangrutsch in Suttrop Vorm Stein), landschaftliche Zerstörungen, überwiegend nicht rekultivierte Flächen – wesentliche Gründe für den Attraktivitätsverlust der Stadt Warstein!
DAS FOLGENUTZUNGSKONZEPT Immerhin wurde auf Druck der Initiative Trinkwasser e.V. und der BUND Ortsgruppe Lörmecketal das Problem Rekultivierung angegangen. Es wurden nicht unerhebliche finanzielle und personelle Mittel von beiden Gruppen hierzu beigetragen. In langjährigen, noch andauernden Verhandlungen – wesentlich getragen von der Arbeit des verstorbenen Landschaftsplaners Manfred Raker (BUND KG-Soest) – wurden erste Schritte zur Rekultivierung der offenen Abbauflächen beschlossen: Auftrag von Deckschichten, zum Schutz des Grundwassers als Grundlage für spätere anderweitige Nutzungen.
WARSTEINER WASSER VOR GERICHT Fassungslos reagierte die Öffentlichkeit auf die Klage nicht nur Warsteiner Steinunternehmen gegen die Wasserbezugsgenehmigung der Bezirksregierung Arnsberg für die Hillenbergquelle vor zwölf Jahren. Vor gut einem Jahr wurde nun auch die 2024 neugefasste Genehmigung ebenfalls juristisch angegriffen.
Die Unternehmen argumentieren, ihre Interessen seien nicht hinreichend berücksichtigt. Sollten sie vor Gericht einen Sieg davontragen, müsste sich Warstein mit ortsfernem, aufbereiteten Oberflächenwasser, teurer versorgen lassen.
Initiative Trinkwasser e. V., v. i. S. d. P: W. Braukmann, Warstein
BUND OG Lörmecketal A. Knop; Rüthen Kallenhardt